Wie das Leben glückt
Apostelgeschichte 8,39 – Konfi-Opening

Er setzte seinen Weg voller Freude fort.

Das ist der programmatische Schlusssatz aus einer phantastischen Geschichte. Wir haben sie vorhin in der Lesung gehört. Die Rede ist von einem Finanzminister aus Äthiopien. Der Reiche auf seiner Staatskarosse fragt sich, wie so mancher am Zenit seines Lebens: »Und – war das alles?« Er ist zu einem der mächtigsten im Reich der Kandake aufgestiegen. Alles hat er auf die eine Karte ‚Karriere‘ gesetzt. Hat sich das wirklich ausgezahlt? Sein Leben lang auf der Jagd nach dem Glück. Ein Glücksjäger. Er hatte einen tollen Job, Macht, Ansehen. Trotzdem war da eine Leere. Glücklich war er nicht. Er steckte in einer Lebenskrise.

Da nimmt er sich eine Auszeit und begibt sich auf eine Reise. Über 2000 km legt er zurück, um nach Jerusalem zu kommen. Warum er sein Heil ausgerechnet im fernen Israel sucht und nicht bei der angestammten Religion seiner Heimat, wird nicht erzählt. Genauso bleibt verborgen, was sich in Jerusalem ereignet. Immerhin gelingt es ihm eine kostbare Bibelhandschrift zu erstehen. In ihr liest er auf dem Heimweg Sätze des Propheten Jesaja. Nach der orientalischen Sitte seiner Zeit tut er das laut. Aber verstehen kann er das Gelesene nicht; zu fremd sind ihm die Worte.

Das kommt Philippus ins Spiel. Er gehört zur Gruppe der Jesusanhänger. Er ist ganz bei sich und offen für göttliche Impulse. Von seiner inneren Stimme angetrieben, lässt er sich auf scheinbar Unattraktives ein. Er geht in der Mittagshitze auf eine menschenleere Straße. Und dort findet eine geradezu unmögliche Begegnung statt.

Philippus nützt die Gelegenheit und spricht den grübelnden Glückssucher an. Im Wagen unterwegs kommen sie in ein tiefes Gespräch. Ganz selbstverständlich deutet Philippus den Abschnitt aus dem Buch des Propheten Jesaja auf Christus hin. Der Äthiopier hört zu. Zuerst einfach interessiert. Er stellt einige Fragen und wird immer aufgeregter. Er spürt ganz deutlich: »Das hat etwas mit mir zu tun; ich bin gemeint.«

Durch das Gespräch mit Philippus und im Licht der Bibel gewinnt der Finanzminister Mut ehrlich auf sein Leben zu schauen – ohne Angst alles zu verlieren. Er nimmt sich selbst und sein Leben wahr, wie es wirklich ist. Seine tiefsitzende Enttäuschung kommt zur Sprache. Dieses unverhoffte Aha-Erlebnis lässt ihn mit neuen Augen sehen: »Mein bisheriges Leben ist nicht festgelegt auf das, was ich getan oder unterlassen habe.« Er spürt, wie seine Brust sich weitet und er aufatmen kann. »Ich brauche mir keine Vorwürfe mehr zu machen, weil ich auf dem Weg nach oben andere ausgebotet habe. Weil ich auf Kosten anderer gelebt habe.«

Alles liegt offen vor ihm. Er kann jetzt neu anfangen Der Schmerz seiner unstillbaren Sehnsucht quält ihn plötzlich nicht mehr. Der ausländische Pilger ist versöhnt mit sich selbst und seiner Geschichte. In den anfangs fremden Worten bei Jesaja hat er sein eigenes Leben erkannt. Und er erfährt, dass er bei Gott bedingungslos angenommen ist. Dieser grenzenlosen Zusage möchte er sich vergewissern. Worte allein genügen nicht, er wünscht das sichtbare Zeichen der Taufe.

Nach einer langen Durststrecke hat er in der Gemeinschaft der Gottverbundenen sein wahres Ziel vor Augen. Erleichtert macht er sich von Neuem auf den Weg. Der eigentliche Sinn des Unterwegsseins besteht in dieser Geschichte nicht im Ankommen, sondern in der Bewegung. Darin zeigt sich ihre tiefe Weisheit: Unterwegs ist der Minister ein anderer geworden.

Er setzte seinen Weg voller Freude fort.

Auch du und ich nehmen an dieser Reise ins Glück teil. Wir können uns einlassen auf den Prozess der Verwandlung. In beiden Rollen spielen wir mit:

Einmal als Geburtshelfer zum Glück – wie Philippus. Als jemand, die oder der ganz bei sich ist und offen für andere und anderes. Da bin ich hellhörig, wo mich jemand braucht. Ich lasse mich auf Fremdes und Unvorhergesehenes ein. Ich habe Zeit und halte schwierige Fragen aus.

Ein anders Mal bin ich in der Rolle dessen, der um innere Klarheit ringt – wie der afrikanische Minister. Jede und jeder lebt mit eigenen Erfahrungen, mit Enttäuschungen und Freuden. Die Nachtschatten quälender Fragen bewegen Jüngere und Ältere. Wir alle sind Glücksjäger. Jeder Mensch möchte Glück haben und glücklich leben. Aber das Glück, es hat viele Gesichter.

Du kannst das Glück suchen und finden. Du kannst hinausgehen und bewusst die Herbstsonne genießen. Du kannst abends auf der Terrasse den Vögeln zuhören. Du kannst Freudinnen und Freunde treffen. Du kannst dich im Sport auspowern. Wir brauchen diese kleinen Momente, die guttun und zufrieden machen. Du kannst dieses Glück finden.

Aber es gibt auch Momente, die die du nicht suchen und finden kannst. Die passieren dir einfach. Und ich bin sicher, dass diese Glücksmomente etwas mit Gott zu tun haben, mit seiner Wirklichkeit. Da bin ich darauf angewiesen, dass Gott einen Philippus schickt. Einen Menschen, der in meinen Lebenswagen steigt und sich meiner Sehnsucht zuneigt. Jemand, der mir sagt, was ich mir selbst nicht sagen kann: »Komm, sei bei mir zu Gast!« »Ich stehe zu dir!« »Du bist mir wertvoll!« »Ich hab dich lieb!«

Aber noch so verständnisvolle Worte genügen nicht. Ich habe auch Sichtbares und Spürbares nötig: zärtliche Gesten, tatkräftige Hilfe, bergende Gemeinschaft. Das sind die Momente im Leben, die einfach perfekt sind, da stimmt alles, ich bekomme eine Gänsehaut und denke: »Wow, das ist gerade nicht von dieser Welt.« Ist es auch nicht. Das ist nämlich von Gott. Es ist Gottes Wirklichkeit, die da durchblitzt. Momente tiefen Glücks.

Der Konfi-Kurs will einen Raum für solche Erfahrungen eröffnen. Damit ihr, liebe Jugendliche, euch selbst auf die Spur kommt. Im Vertrauen darauf, der Mensch zu werden, den Gott sich gedacht hat. Du machst dich auf den Weg, gehst ein Stück von dir weg. Du entfernst dich von dir selbst und kehrst wieder zu dir zurück. Du gerätst in fremde Geschichten hinein. Begegnest anderen, stoßt auf ihr Schicksal, auf ihre Träume und ihre Mühe. Du ahnst ihre Fragen und Hoffnungen. Mehr noch – du weißt, es sind deine eigenen. So wirst du die nächsten sieben Monate unterwegs sein und danach eine andere, ein anderer sein.

Dann werden deine Eltern und Freundinnen und Freude hoffentlich sagen können: »Sie oder

Er setzt seinen Weg voller Freude fort.

Amen.

 


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