Von der Sehnsucht nach Daheimsein
Philipper 3,20 (Konfirmation 2024)

It's a light relief from a bad habit
It's my mother's cooking when I can't have it
It's the last train home from a day trippin'
It's the place I'll go when I start slippin'

Darling, won't you take me home?
Send me shivers somewhere I used to go
Wrap my name across your mouth
When I let my feelings out
Darling, won't you take me home?

Yeah, won't you take me
Oh-oh-oh, oh, oh, oh-oh

Tell me, does your mother know? Oh
I'll still love you, head to toe, yeah
Like the back of my car on a sunny day
You're the song on the radio I never play
You're the words in my soul that I wanna say
That I wanna say, (won't you) won't you let me say?

Won't you take me home?
Send me shivers somewhere I used to go
Wrap my name across your mouth
When I let my feelings down
Darling, won't you take me home?

Yeah, won't you take me
Oh-oh-oh, oh, oh, oh-oh

Mit ihrer Debütsingle „Home“ vom Februar dieses Jahres liefern Good Neighbours den Aufhänger für meine heutige Konfirmationspredigt. Oli und Scott haben mit „Home“ eine Liebeserklärung an das eigene Zuhause geschaffen. Heimat – das ist der Ort, wo ich geboren und aufgewachsen bin: die Wohnung, das Haus meiner Kindheit, später die Schule. Für euch, liebe Konfis, nach sieben Monaten im Konfi-Kurs vielleicht auch die Christ-Königs-Kirche. Aber Heimat muss nicht zwingend ein Ort sein – auch Menschen, die mir lieb und kostbar sind, können mein Zuhause sein. Wo ich Daheim bin, kann ich mir selbst treu bleiben. Dort kann ich Gefühle und Emotionen offen ausleben.

Heimatgefühle hängen nicht nur an Orten oder Menschen. Oft wurzeln sie im ganz Alltäglichen. „It's my mother's cooking“ – Heimat schmeckt für mich nach Erdäpfelpüree. Aber nur, wenn‘s meine Mutter gemacht hat. Oder nach der Weihnachtsmehlspeise meiner Oma. Der Duft zog immer durch die ganze Wohnung. Beides war zweifellos nichts Besonderes. Und doch kommt mit diesen Erinnerungen die Sehnsucht. Ein Gefühl der Geborgenheit.

Wie stark der Wunsch danach ist zeigt die Wahl eurer Konfirmationssprüche. Viele sprechen von Angst und Furcht und bitten zugleich um Kraft und Frieden und Liebe. Aus ihnen spricht etwas von dem Unsicherheitsgefühl: Dass so vieles ins Wanken geraten ist, von dem du gemeint hast, es wäre sicher. Dass du immer öfter deine eigenen Entscheidungen treffen und vieles selbst verantworten musst. Was in Kindertagen klar und eindeutig war, muss jetzt erst überlegt und abgewogen werden. Die Welt von uns Erwachsenen siehst du kritisch. Schritt für Schritt versuchst du deinen eigenen Lebensentwurf. Auf der Suche nach Geborgenheit und Glück.

Und dann sind da auch noch andere Heimwehgefühle: Sie kommen aus der Erfahrung, dass einem manchmal alles zu viel wird. Da fühlst du dich einsam und überfordert und möchtest am liebsten davonlaufen: Stress in der Schule, eine Beziehung zerbrochen, jemand hat dich auf Social Media lächerlich gemacht, niemand scheint dich zu verstehen, alles geht schief. Dazu der Klimawandel und der Terror und die Kriege, die die Welt zu verschlingen drohen. All das untergräbt deine Selbstsicherheit. Die Angst macht dich klein und flüstert dir zu, dass du nichts wert bist und nichts kannst. Sie redet dir deine Lebensfreude kaputt und verfolgt dich bis in deine Träume. Du hast das Gefühl vor den Trümmern deines Lebenshauses zu stehen. Da wächst in dir der Wunsch nach einem Zufluchtsort, der Halt und Sicherheit gibt. „It's the place I'll go when I start slippin'“ Du sehnst dich zurück in die scheinbar heile Welt deiner Kindheit.

Unsere Heimat ist im Himmel!
Von dort erwarten wir auch unsere Rettung,
durch Jesus Christus,
dem wir unser Leben anvertraut haben.

Die Worte von Paulus im Brief an die Gemeinde in Philippi geben eine neue Perspektive. Die Heimat der Kindheit ist befristet und vergänglich. Genauso die Erwachsenenheimat; auch sie ist begrenzt. Das Daheim des Glaubens aber ist etwas, das immer noch kommt und Bestand hat. Paulus schreibt in der Gegenwartsform. Und das ist mir sehr kostbar. Denn er nimmt damit vorweg, was noch nicht da ist und immer noch vor uns liegt. So lerne ich bei Paulus über mich und meine Situation hinauszublicken. Auf etwas anderes zu schauen, als immer nur auf mich selbst.

Ich hebe den Blick und rechne mit Gott. Mitten im Tun oder Nichtstun. Mitten im Schulalltag oder im Beruf. Mitten in der Freizeit oder beim Feiern. Sich aufrichten und den Blick heben. Auch und gerade dann, wenn ich mich am liebsten verkriechen möchte und alles aussichtslos scheint. Dann den Kopf nicht hängen lassen, sondern aufschauen. Dann kann Verwandlung geschehen.

Unsere Heimat ist im Himmel!

Deine Kindheit liegt hinter dir. Aber so ganz erwachsen fühlst du dich auch noch nicht. Aus dem Glauben deiner Kindheit bist du raus gewachsen; er hat sich verändert und weiterentwickelt. Wie Schichten legt sich beides übereinander: Die Erinnerung an die Herkunft und Kindheit. Das Wissen um die Wurzeln und die neuen Bindungen und Erfahrungen. Ich hoffe darauf, dass all diese Erinnerungen und die unerfüllte Sehnsucht nach Daheimsein irgendwie zusammenlaufen können. Der Dichter Hermann Hesse träumt davon, dieses Gefühl in sich selbst zu finden.

Wie der Tag zwischen Morgen und Abend, so vergeht zwischen Reisebetrieb und Heimatwunsch mein Leben. Vielleicht auch komme ich noch einmal dahin, dass ich Heimat in mir habe. Heimat in sich haben. Wie wäre das Leben anders! Es hätte eine Mitte und von der Mitte aus schwängen alle Kräfte.

Eine Mitte haben, von der aus alle Kräfte schwingen. Mein Glaube lässt mich darauf vertrauen, dass ich diese Mitte nicht aus mir selbst gewinnen muss. Diese Mitte liegt außerhalb meines eigenen Lebens.

Unsere Heimat ist im Himmel!
Von dort erwarten wir auch unsere Rettung,
durch Jesus Christus,
dem wir unser Leben anvertraut haben.

Heimat bei Gott, darauf hoffe ich. Dass ich mich bei Gott sicher und geborgen fühlen kann. Dass von dort aus alle Kräfte schwingen. Auch bei dir. Und die Sehnsucht wach bleibt. Dieses stetige Pochen im Herzen. „I'll still love you … Won't you take me home?“ – Auf der Suche nach einer Heimat, die ich noch gar nicht kenne. Es ist ja so viel Leben in dir! So viele Wünsche und Fragen. So viel Energie und Freude. Deshalb vertraust du heute dein Leben Gott an. Er bindet sich aufs Neue an dich – wer du auch bist, was du auch tust. Und du wirst versprechen, auf eine ganz bestimmte Weise zu leben – gottverbunden und frei!

Unsere Heimat ist im Himmel!

Das macht Mut und schenkt Freiraum. Mut und Freiraum mit unserer irdischen Heimat, mit dieser Erde so umzugehen, dass sie Lebensrecht und Lebensmöglichkeit bietet für viele. Amen.

 


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